GEDULD

Eis auf dem Teich.
Im Schlammbett liegt bleich
die Forelle - sie weiß:
Fern hinter dem Eis
gibt´s Wasserläufer, junge Frösche
im Schattenspiel der Eberesche.
Auch lockt als gute Eiweißquelle
manch sich erfrischende Libelle.
Und Mücken tanzen dort zum Schnappen schön im Licht ...
Der pralle Sommer wartet dort! ... Doch heut noch nicht."

– Antje Brockmüller, 27.10.12

Ich begleite meine Patienten gerne dabei, eine bewusste Erweiterung ihres persönlichen Spektrums des Erlebens auf allen Ebenen zu erfahren. Oft, jedoch nicht immer, geht dies mit der Besserung von körperlichen oder psychischen Beschwerden einher.

Heilung stellt Unversehrtheit nicht über Versehrtheit, Gesundheit nicht über Krankheit, einen Anfang nicht über ein Ende.

Vielmehr bedeutet Heilwerden nach meiner Auffassung, zu sich selbst, unter anderem auch zu einem realistischen Selbstbild zu finden. Dies schließt das Einlassen auf die Tatsache der Verletzlichkeit, Veränderlichkeit und Vergänglichkeit allen Lebens, auch des eigenen, mit ein.

Zu diesem Einlassen gehört, immer feiner der oft leisen inneren Stimme lauschen zu lernen, Perspektivwechsel zu vollziehen, anstatt automatisch den nicht selten viel lauter tönenden oberflächlichen Impulsen, Erwartungen und Begierden zu folgen.

Auch geht es darum, die Würde von innerer Autonomie zu erlangen: Würde setzt die Achtung vor allem Lebendigen voraus. Jeder Mensch kann dahin kommen, sich zu gestatten, innerlich frei zu sein und sich frei für und gegen Dinge zu entscheiden – ob das äußere Glück ihm nun so hold ist, wie die Werbung es uns allen bei Kauf verspricht und wie es das Bewertungssystem der Wettbewerbs- und Leistungsgesellschaft von uns fordert, oder nicht. Auch zur Bereitschaft zu kommen, diese Autonomie zu verteidigen, kann ein wichtiger Teil eines Heilungsweges sein.

Unter Heilung verstehe ich, die Prozesse, Rhythmen, Grenzen, Potentiale und spielerischen Freiräume im Innen wie im Außen zunehmend deutlicher zu erkennen. Sich einem Zustand anzunähern, in dem angenommen werden kann, was nicht zu ändern ist – und getan werden kann, was zu tun möglich ist. Sprich: Im Einklang mit Leben und Sterben sein und hinspüren, handeln und innehalten zu lernen anstatt zu scheinen, in fixen Formen zu erstarren oder zu “machen”.

Heilung bedeutet ...

... immer wieder in der Wahrhaftigkeit des Moments anzukommen.

 

Mich selbst begreife ich als verletzbare Lernende, die um die eigenen Wunden und Schwächen wie um die Unzuverlässigkeit des Lebens weiß. Ich habe gelernt, zu sehen, wie wesentlich es für das Wohl und Weh eines jeden ist, gute, unterstützende Begleiter zu haben. Begleiter, die ihr Gegenüber nicht damit unter Druck setzen, dass eine Maßnahme oder Behandlung gefälligst zu funktionieren hat. Sondern die gemeinsam mit dem Menschen, der sich ihnen anvertraut, dem Fluss zu folgen bereit sind. Die neugierig und mit wachen Sinnen mit darauf achten, dass keine Stoppschilder überfahren werden. Die ihr Gegenüber dazu ermutigen, Stoppschilder selbst und rechtzeitig wahrnehmen zu dürfen. Die mit dafür sorgen, dass das Flussbett nur in Ausnahmefällen und für kurze Zeit verlassen wird. Darauf, dass die Rückkehr in den Hauptstrom sicher ist. Darauf, wo gut passierbare Stellen sind. Darauf, dass das Boot nicht kippt. Dass genügend Pausen an der richtigen Stelle eingelegt werden. Dass das Tempo die Insassen nicht überfordert. Dass genügend Proviant an Bord ist. Und dass das Erlebte möglichst integriert werden kann, bevor die Reise weitergeht.

Wer begleitet, sollte gut für sich selbst sorgen und die eigene innere Balance halten können. Und darüber hinaus mitbekommen, was mit dem Gegenüber und im Umfeld geschieht. Für solche Begleitung in meinem Leben bin ich dankbar  – und solche Begleitung zu ermöglichen sehe ich als meine Aufgabe.

Die Knospe steht für alles.
Selbst für die Dinge, die nicht blühen,
denn alles blüht aus sich selbst, aus innerem Glück,
obwohl es manchmal nötig ist, ein Ding nochmals seine Liebenswürdigkeit zu lehren,
einer Blume die Hand auf die Stirn zu legen,
ihr mit Worten und Berührungen zu sagen, wie schön sie ist,
bis sie wieder aus sich selbst heraus blüht,
aus innerem Glück.

Galway Kinnell

Das Konzept von Heilung, dem ich in meiner Arbeit folge, ist ganzheitlich. Es ist das jahrhundertealte Konzept vom Einssein alles Existierenden – oder auch von der letztendlichen Untrennbarkeit von Allem, was ist. Viele Menschen auf der ganzen Welt, u.a. Heilkundige, spirituelle Wegbegleiter, PhilosophInnen, KünstlerInnen, WissenschaftlerInnen von der Antike bis hin zur  modernen Quantenphysik und anderen Forschungszweigen, haben sich intensiv mit diesem Ansatz des sogenannten „Dualen und Nicht-dualen Denkens und Erlebens“ auseinandergesetzt.

Schamamische HeilerInnen wirken seit Alters her aus ihrer Verbundenheitserfahrung heraus – über Zeit und Raum hinweg. Ich möchte dieses Konzept gerne kurz vorstellen:

Heilung im eigentlichen Sinne ist nichts Anderes
als sich seines ganzen Wesens bewusst zu werden.

– Dinesh Chauhan, Homeopathic Links 4/07

Die meisten Menschen gehen davon aus, dass sie selbst und Alles, was sich in ihrem Denken abspielt, etwas von der sie umgebenden Welt Getrenntes ist. „Dies hier bin ich – und demzufolge muss alles Übrige Nicht-Ich sein.“ Mit diesem Denken und Empfinden wachsen die meisten von uns auf, und leben dann dann damit weiter, als gäbe es nur das.

Im Alltag ist es absolut notwendig und nützlich, das duale Denken gut zu beherrschen und bei Bedarf im Alltag anwenden zu können. Es gehört zum gesunden Menschenleben dazu, die eigene Individualität zu entfalten, zu ihr zu stehen und sie gesellschaftlich zu integrieren zu lernen. Unser Leben ist geprägt von zwischenmenschlicher Interaktion. “Du gefällst mir, und ich würde dich gerne näher kennenlernen.” “Du verkaufst mir ein Pfund Äpfel und ich gebe dir Geld dafür.” “Ich lerne, damit ich die Prüfung bei dir bestehe.” “Du bist gerade erst geboren, und ich trage Sorge für dich, solange du es selbst nicht kannst.”

Die Entwicklung eines stabilen inneren Gerüstes (der sogenannten Ich-Funktionen) aus alltagstauglicher Intelligenz, der Fähigkeit zu Bedürfnis- und Handlungsaufschub, zu einem gesunden, angemessenen Einsatz von Abwehrmechanismen, zu Flexibilität, Frustrationstoleranz, Bindungsfähigkeit, Empathie, Sozialverhalten, Orientierungsvermögen bzgl. Ort und Zeit, Realitätsprüfung, Nutzung von Ressourcen zur Selbstregulation, Impuls- und Affektkontrolle, Antizipation u.a. ist enorm wichtig, um auf dieser Welt zurechtzukommen. Doch oft sind diese Ich-Funktionen nicht verlässlich genug ausgeprägt oder verfestigen sich so, dass sie zu einem Bollwerk werden. Der Zustand unserer Ich-Funktionen beeinflusst in hohem Maße die Wahrnehmung von uns selbst in unserer Welt und in unserer derzeitigen Situation. Er entscheidet mit darüber, wie stabil und belastbar wir tatsächlich sind und wieviel Wahrheit wir vertragen können. Mein Beitrag als Begleiterin kann z.B. darin bestehen, meine Patienten darin zu unterstützen, ihre Ich-Funktionen (wieder) zu entdecken, sich damit auszuprobieren und allmählich einen weisen Umgang damit zu erlernen. Stabile Ich-Funktionen sind eine lebenswichtige Grundlage dafür, dass die Erfahrung eigener, innerer Sicherheit möglich werden kann. Erst wenn diese Grundlage geschaffen ist, kann ein Mensch sich im weiteren spirituellen Entwicklungsprozess auch wieder davon lösen – und jederzeit dorthin zurückkehren, wenn die äußeren Umstände dies erfordern. Dies ist die psychologische Ebene.

Die andere wesentliche Ebene, auf der wir uns bewegen, ist die Ebene des Geistes.

Den Begriff “Geist” verwende ich hier nicht im Sinne von Verstandestätigkeit, sondern im Sinne des buddhistischen Begriffs “Chitta”, der die Verbindung zwischen Kopf, Herz und Bauch meint.

Unser Geist ist etwas, das trainierbar ist: Verhaltens- und Denkmuster, die wir oft wiederholen, stärken die jeweils benutzten Nervenbahnen. Die unbenutzten Nervenbahnen werden – wie untrainierte Muskeln – schwächer. Dies wirkt sich unmittelbar auf unseren Geisteszustand aus. Und unser Geisteszustand bestimmt, ob wir z.B. im blinden Affekt und möglicherweise destruktiv – oder wohlbedacht, klar und mitfühlend (auch mit uns selbst!) handeln. Unser Geist/Chitta hat also durchaus eine körperliche, nämlich neurologische Dimension (mehr darüber können Sie in der Rubrik “Selbstregulation und Co” – Unterrubrik “Somatic Experiencing” lesen).

Womit füttern wir unseren Geist? Was prägen wir ihm ein, wieder und wieder? Worin üben wir ihn? Ist es uns und unserem Umfeld zuträglich? Wir haben die Wahl … doch der Eingang zu dieser Freiheit liegt oft – v.a. bei traumatisierten Menschen – unter einem Berg von chronischen Stress-Symptomen verborgen. Hier geht es darum, (Traumatisierungs-)Symptome Schicht für Schicht aufzulösen (siehe Rubrik “Selbstregulation und Co.”, Unterrubrik “Somatic Experiencing”), um den Blick auf die Möglichkeiten zu ermöglichen.

Geist/Chitta hat mit Glauben nichts zu tun. Wohl aber mit der Möglichkeit wachsenden Vertrauens: Problematisch wird es für uns Menschen im Leben auch dann, wenn uns das duale Weltbild als unser einziger Erfahrungshintergrund erscheint. Dann geht uns der Zugang zur Tiefendimension jeder Erfahrung, das Gefühl von Aufgehobensein im Großen und Ganzen verloren. Manche sagen: Wir verlieren unseren Zugang zu Gott. Andere sprechen von Buddha-Natur oder von Ur-Vertrauen. Durch regelmäßige, gezielte Geistesschulung können wir diesen Zugang zum Aufgehobensein immer wieder und immer verlässlicher (zurück-)gewinnen.

Ganzheitliches Heilwesen gründet auf der Erkenntnis, dass das ausschließliche Empfinden von Getrenntsein die Ursache jeder Erfahrung von Krankheit (engl.: Dis-ease) ist.

Ganzheitlich gesehen gibt es nur einen einzigen fortwährenden Raum des Bewusstseins, und dieser enthält sowohl die Erfahrungen, die wir mit dem Etikett „ICH“ versehen, als auch die, die wir als „NICHT-ICH“ bzw. „DU“ verbuchen. Alles, was existiert, wird von diesem fortwährenden Bewusstseins-Raum ganz selbstverständlich umfasst.

Wer wärst du ohne deine Geschichte? – Byron Katie

In den Augenblicken, in denen wir die Fokussierung auf unsere Vergangenheit oder Zukunft loslassen, können wir einfach sein. Eintauchen in das fortwährende Bewusstsein, in dem „ICH“ und „DU“ aufhören, als voneinander getrennte Erfahrungen zu existieren. Und kommen erst dadurch wirklich in die Lage, beherzt ein bodenständiges Leben zu führen.

Ich unterstütze meine Patienten darin, Verhaltensweisen zu erkennen und zu schwächen, die unheilsam wirken und solche zu entdecken und zu fördern, die sich heilsam auswirken. Dafür habe ich einen Koffer voller Hilfestellungen, Anregungen und Übungen zur Verfügung, die ich – jeweils individuell zusammengestellt – anbiete.

Es gibt viele Möglichkeiten, Menschen auf ihrem Weg zu unterstützen.

Mir persönlich waren und sind

  • allem voran das Leben selbst,
  • mein Körper,
  • viele persönliche Begegnungen und Erfahrungen mit Menschen, Tieren, Pflanzen, Lebensräumen,
  • zahlreiche persönliche Gespräche und viele Momente stillen Beisammenseins,
  • die tägliche Arbeit mit meinen Patienten,
  • Shiatsu und andere Körper- und Energiearbeit,
  • Meditation,
  • die tiefen, klaren und liebevollen Weisheiten die Buddha lehrte (Dharma),
  • Somatic Experiencing,
  • NARM,
  • die Beschäftigung mit Klassischer Homöopathie, v.a. auch mit der Bombay Methode (New Method),
  • das Erleben der Resonanz in mir auf verschiedene homöopathische Mittel,
  • Reiki,
  • Yoga,
  • schamanische Arbeit,
  • The Work of Byron Katie,
  • Systemische Aufstellungen
  • Somatic Ego State Therapy
  • NeuroAffective Touch
  • die sich fortsetzende Begegnung mit Giorgia Milne und dem von ihr vermittelten, wundervollen, freien, tiefen Berührungsweg ‘Touch of Presence’
  • – sowie vieles andere  mehr –

bisher Lehrer, Freunde und Begleiter gewesen.

Alles im Leben kann letztenendes bereichernd und unterstützend sein, wenn wir uns darauf einlassen und zulassen, dass es Teil unseres Entwicklungsprozesses ist: Dann kann es uns dem Raum näher bringen, in dem es uns möglich ist, dem, was geschehen will, die Zeit zu geben, die es braucht, Gehendes gehen und Kommendes kommen zu lassen und die Verantwortung für unseren inneren Frieden zu übernehmen.

Manches, was uns begegnet, fühlt sich, wie wir alle wissen, spontan deutlich besser an als anderes und wir können es leichter annehmen. Wenn wir achtsam hinspüren, können wir unterscheiden, ob es sich um etwas Ablenkendes oder etwas tatsächlich Stärkendes handelt. Letzteres hilft uns, uns zu stabilisieren, zu erden, zu beruhigen.

Solche Schätze gilt es wahrzunehmen und zu nutzen.

Mit einem wachsenden Bewusstsein dafür, welche Erfahrungen uns tragen und aufbauen, lässt es sich schließlich wagen, uns ganz allmählich auch dem Schweren, Ängstigenden zuzuwenden. Nichts muss festgehalten, nirgends muss dauerhaft verweilt, gegen nichts muss angekämpft werden. Schritt für Schritt ist es möglich, zu lernen, sich dem Werden und Vergehen eines jedes Augenblickes immer wieder neu hinzugeben. Und das Auf und Ab an der Oberfläche – die Wellen auf dem Ozean -, all die emotionalen Wallungen und Gedanken und Bilder und Körperempfindungen, mit immer mehr darunterliegender Gelassenheit zu beobachten.

Jedes Lebewesen trägt die Fähigkeit in sich, das Getrenntheits-Empfinden aus sich selbst heraus aufzulösen.

Die Wirkungen von tiefer, behutsamer Arbeit berühren das, was ein Mensch in einer bestimmten Phase seines Lebens zu lernen aufgetragen bekommen hat. Sie helfen, sich dem Prozess des Ankommens im Dasein anzuvertrauen.

Das eigentlich Heilsame ist es, gut unterstützt, sehr behutsam und im eigenen Tempo und Rhythmus durch all unsere Erfahrungen wirklich und bewusst hindurch zu gehen, auch durch die, die uns als belastend und schmerzhaft erscheinen – und zu erleben, wohin dieser Weg uns in der Tiefe führt.

Es ist wunderbar, zu erleben, wie ein bedachtes, in kleinsten Schritten sich annäherndes, bewusstes Erfahren von schlimmstmöglichen Vorstellungen, Gefühlen und körperlichen Beschwerden, die zuweilen an die Oberfläche kommen, sehr sanft und undramatisch in einen Prozess der Herzensöffnung und in ein Erleben von tiefem innerem Frieden mündet.

Was sollten Sie mitbringen, wenn Sie zu mir in die Praxis kommen?

Sich selbst.
Etwas Neugier.
Und Geduld.

Heilungs-Prozesse brauchen Raum – und Zeit.

Wenn du den Raum dafür schaffst, wird die Wunde in dir heilen

– Jayesh Shah, Freiburg-Seminar 2009