Selbstregulations-Training

Warum ich es in meiner Praxis anbiete, und was ich darunter verstehe

Das im Folgenden vorgestellte Angebot zum Achtsamkeits- und körperorientierten Selbstregulations-Training hat sich im Laufe meiner inzwischen über 20jährigen Tätigkeit im Rissener Krankenhaus (davon 4 1/2 Jahre Gastroenterologie und bisher 16 Jahre Psychosomatik) entwickelt (Stand 2016).

Seit 1996 arbeite ich dort und in freier Praxis vorwiegend mit Patienten, die sich in der Krise befinden. Seitdem hat sich sowohl mein Shiatsu als auch mein Begleitprogramm für Patienten kontinuierlich an die Gegebenheiten angepasst, erweitert und verändert und wird sich zweifellos auch in Zukunft weiterentwickeln.

Für viele Menschen, ob in der Krise oder nicht, ist Shiatsu etwas, das sie sehr positiv und tief berührt und bewegt, und es nicht wenigen von ihnen erleichtert, sich auf die Erkenntnisprozesse im Rahmen anderer Therapien einzulassen.

Ich habe jedoch festgestellt, dass längst nicht alle Menschen, die sich mit Shiatsu behandeln lassen wollen bzw. Shiatsu verordnet bekommen, in einem Zustand zu mir kommen, in dem sie zunächst auch nachhaltig davon profitieren können. Die von außen (durch mich) gesetzten regulativen Impulse verpufften mitunter sehr schnell, und z.T. ohne dass meine Patienten davon mehr als etwas "punktuell irgendwie" diffus Angenehmes oder auch Unangenehmes an sich selbst wahrgenommen hatten.

Ich fragte mich:

Was unterscheidet Patienten, die in hohem Maß von Shiatsu profitieren können, von solchen, die dazu nur eingeschränkt oder nahezu gar nicht in der Lage sind?

Mir wurde nach und nach klar, dass erstere bereits fähig sind:

  • sich ein Stück weit zu entspannen und zu merken, dass das geschieht - auch wenn sie zunächst glauben, derzeit keinen selbstwirksamen Zugriff auf diese Fähigkeit zu haben
  • während der Behandlung über weite Strecken wach und bei sich zu bleiben
  • in ihrem Körper zu ruhen, wenn auch z.T. nur für Momente
  • auf allen Ebenen des Selbst (physisch, psychisch, emotional und evtl. spirituell) zumindest für Momente gegenwärtig zu sein, d.h. sich selbst bewusst zu beobachten, auch wenn der Zugang dazu immer wieder vorübergehend abhanden kommt
  • in angemessener Weise auf unterschiedliche Vorkommnisse zu reagieren
  • in Resonanz zu gehen
  • sich nach Erschütterungen emotional mehr oder weniger schnell wieder zu stabilisieren
  • sich Alternativen vorzustellen

und nicht zuletzt:

  • bei etwas Stärkendem zu verweilen bzw. zu etwas Stärkendem zurückzukehren

All das sind Elemente einer gesunden Selbstregulation des Nervensystems.

Etliche meiner Patienten kommen parallel zu einer herkömmlichen Psychotherapie zu mir zum Selbstregulationstraining. Und auch Menschen, die ausschließlich zum Achtsamkeits- und Selbstregulations-Training kommen, können sehr davon profitieren.

Die Natur hat allen Tieren, den Menschen eingeschlossen, ein Nervensystem mitgegeben, welches in der Lage ist, das Gleichgewicht wiederherzustellen.
– Peter Levine

So biete ich in der Konsequenz aus den oben geschilderten Beobachtungen auch konkrete sinnes- und körperorientierte Hilfestellungen für die vielen Menschen an, deren Zugang zu den eben aufgezählten Fähigkeiten im Verborgenen liegt, oder schwer zu erreichen, voller Hindernisse bzw. weitgehend verschüttet ist (siehe v.a. auch die Unterrubrik "Somatic Experiencing"!).

Meist ist schon nach kurzer Zeit eine Kombination von einigen Minuten Selbstregulations-Training und anschließender Shiatsubehandlung sowie einer kurzen Integrationssequenz am Ende der Stunde möglich.

Ich nutze für das Selbstregulations-Training vorwiegend Elemente aus folgenden Bereichen:

  1. Achtsamkeits-Übungen
  2. Meditation (Samatha und Vipassana)
  3. Leichte Yoga- und andere Körper-Übungen
  4. Somatic Experiencing (SE)
  5. Neuroaffektive Regulationsarbeit (NARM)
  6. NeuroAffektive Persönlichkeitentwicklung (NAP)