Was ist Meditation?

Bei der Meditation geht es um verschiedene Wege, den Geist zur Ruhe zu bringen, zu erforschen und zu entwickeln.

Es gibt zwei Hauptgruppen von Meditation:

1. Die aktive Meditation,

die aus körperlicher Bewegung, achtsamem Handeln (Gehen, Schneefegen, Abspülen...), Visualisationen oder dem Rezitieren von Lauten, Wörtern, Sätzen oder längeren Texten oder der Konzentration auf ein bestimmtes Objekt (z.B. dem Atem) heraus entsteht.

Elemente der aktiven Meditation sind in vielen religiösen, spirituellen, esotherischen und auch weltlichen Traditionen enthalten: Zu ihnen zählen Yoga, Qi Gong, Tai Qi, Samatha, Metta, Tonglen und andere Meditationen der buddhistischen Tradition, die Meditation mit Mantren im Hinduismus, die Sufitänze, afrikanische Tanzmeditationen, Capoeira, die unterschiedlichen Arten der christlichen Ausrichtung (Kontemplation) auf einen bedingungslos liebenden Gott (Vaterunser, Avemaria, Rosenkranzbeten etc.), die Meditationen der jüdischen und islamischen Tradition, die ebenfalls auf das unmittelbare Erfahren des Göttlichen ausgerichtet sind, die Transzendentale Meditation, die bewegten Meditationen nach Rajneesh Chandra Mohan (genannt "Bhaghwan Shree Rajneesh" bzw. später "Osho"), schamanische Trance-Meditationen aus aller Welt, die betont wissenschaftlich ausgerichtete ACEM-Meditation u.v.m.

2. Die passive Meditation,

die im stillen Sitzen (oder Liegen) praktiziert wird. Die passive Meditation ist nicht zielorientiert. Sie entfaltet ihre Kraft aus der fundamentalen Erfahrung von Akzeptanz heraus. Zu den passiven Meditationen zählen Vipassana und Zazen.

Das Gemeinsame von allen Meditationstechniken ist das Bemühen, sich entweder, zwecks Beruhigung des eigenen Geistes, nur einem einzigen Phänomen zu widmen: Die Kerzenflamme mit ganzer Aufmerksamkeit zu betrachten, sich einer bestimmten Visualisation hinzugeben, etwas anzurufen, den Duft des Flieders zu riechen, dem inneren Ton zu lauschen, das Kommen und Gehen des Atems zu spüren oder zu hören, bestimmten Energieströmungen im Körper zu folgen, Teile seines Körpers oder den Körper als Ganzes zu erfühlen ...
... oder sich, wie in der im Folgenden vorgestellten Achtsamkeits-Meditation, all dem zuzuwenden, was im jetzigen Moment gerade ist, so wie es eben ist.

Ich selbst übe mich - mal mehr, mal weniger konsequent - seit über 20 Jahren im Meditieren. Ich habe - v.a. in den ersten Jahren - vieles ausprobiert. Recht bald führte mein Weg mich zum Samatha/Vipassana und später auch zur Metta-Meditation. Dorthin bin ich immer wieder zurückgekehrt und schließlich dabei geblieben. Es ist mir ein besonderes Herzensanliegen, Menschen zu diesem Weg und auf diesem Weg zu begleiten.

Was ist Achtsamkeit?

Der Begriff Achtsamkeit (engl. mindfulness) ist eine Übersetzung des Begriffes "sati" aus der mittelindischen Gelehrten-Sprache Pali. Sati umfasst sowohl Sorgfalt und Umsicht als auch Besinnung und Gedächtnis bzw. Erinnerung.

Unter Achtsamkeit wird eine Geistesqualität verstanden, die verbunden bleibt mit dem, was gerade jetzt geschieht, um was auch immer es sich handelt, und die sich dieses Verbundenseins bewusst ist.

Bei Achtsamkeit geht es um eine grundsätzliche eigene innere Haltung, die mittels jahrelanger Meditationspraxis und bewusstem Üben im Alltag geschult und verfeinert werden kann. Dazu möchte ich meinen Patienten Anstöße geben und ihnen erste kurze Erfahrungen vermitteln.

Es wird gesagt, dass Achtsamkeit nicht die Gestalt ihres Objektes annimmt. Das heißt, wir können uns in einem Moment unserer Freude, im nächsten unserer Traurigkeit, im übernächsten unserer Langeweile bewusst sein, ohne dass die Natur der Achtsamkeit sich ändert. Auf was auch immer unsere Aufmerksamkeit gerichtet ist, die Natur der Aufmerksamkeit selbst ist weit, offen und frei. – Sharon Salzberg

Was sind Achtsamkeits-Übungen?

Eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass Achtsamkeit ihre Wirkung im Leben des Praktizierenden entfalten kann, ist das kontinuierliche, zunächst niedrigschwellige, informelle, bewusste Wahrnehmen im Alltag.

Wenn man abwäscht, sollte man nur abwaschen, d. h. man sollte sich dabei völlig bewusst sein, dass man abwäscht. Auf den ersten Blick mag das ein wenig albern erscheinen. Warum sollte man solches Gewicht auf eine so einfache Sache legen? Aber das ist genau der Punkt: Die Tatsache, dass ich hier stehe und diese Schalen abwasche, ist eine wunderbare Wirklichkeit. Ich bin völlig ich selbst, folge meinem Atem und bin mir meiner Gegenwart, meiner Gedanken und Handlungen bewusst. Ich kann so unmöglich unbewusst umhergeschleudert werden wie eine Flasche, die von den Wellen hin und her geworfen wird. ... Es gibt zwei Arten, Geschirr zu spülen. Einmal, damit man hinterher sauberes Geschirr hat, und die zweite Art besteht darin, abzuwaschen, um abzuwaschen.
– Thich Nhat Hanh in "Das Wunder der Achtsamkeit"

Beispiele für Achtsamkeits-Übungen (für jeweils 5-10 Minuten)

  • Ganz aufmerksam wahrzunehmen, was die eigenen Füße alles spüren
  • Jedes noch so kleine Geräusch wahrzunehmen
  • Alles zu bemerken, was beim Betasten eines Igelballes / einer Walnuss / eines Stiftes gespürt werden kann
  • Sich mit ganz wachen Sinnen die Hände zu waschen
  • Mit voller Aufmerksamkeit aus dem Fenster zu schauen/ein Bild zu betrachten und – für sich oder ggf. dem Gegenüber (mir) – das Wahrgenommene detailliert zu beschreiben.

Was ist Achtsamkeits-Meditation?

Was Sie jetzt vorhaben, ist nichts Besonderes oder gar Absonderliches, ersparen Sie sich also alle Befangenheit.
– Sharon Salzberg in "Entdecke die Kraft der Meditation"

Jede Tätigkeit, die wir mit Achtsamkeit verrichten, wird - über ihren Zweck und Inhalt hinaus - auf formelle oder informelle Weise zur Achtsamkeits-Meditation. Die Hauptaufgabe des Meditierenden besteht darin, sich immer wieder in den Augenblick zurückzuholen und wach für das zu sein, was gerade geschieht.

Die Achtsamkeits-Meditation hat ihre Wurzeln im Buddhismus.

Um Achtsamkeits-Meditation zu praktizieren, ist es weder notwendig noch hilfreich, an irgendetwas zu glauben. Was hingegen erforderlich ist, ist ein nicht unerhebliches Maß an Disziplin. Diese zu erlangen kann als Teil der Praxis angesehen werden.

Achtsamkeits-Meditation zu praktizieren bedeutet, kurz gefasst, in diesem Augenblick wirklich aufmerksam zu sein, und sich des Zieles seiner Aufmerksamkeit bewusst zu sein. Das klingt weitaus banaler und einfacher als es ist.

Die formelle Praxis der Achtsamkeits-Meditation besteht darin, aufrecht und würdevoll zu sitzen und währenddessen zu üben, sich seines Atems, seiner Empfindungen, Gefühle und Gedanken im gerade stattfindenden Augenblick bewusst zu sein. Der Atem ist der Anker. Sobald die Aufmerksamkeit abschweift zu etwas, was nicht Hier und Jetzt ist, wird sie sanft zurückgeholt zum Spüren des Ein- und Ausströmens des Atems durch die Nasenlöcher oder zum Heben und Senken der Bauchdecke.

Menschen, für die das Atmen mit Schwierigkeiten verbunden ist, können sich genausogut auf die Empfindungen in einem bestimmten Körperteil oder im ganzen Körper konzentrieren.

Sooft die Aufmerksamkeit sich verliert in Fantasien, Pläne, Grübeleien usw., sooft ergibt sich die Gelegenheit, dies wahrzunehmen und von vorne zu beginnen.

So entwickelt sich mit der Zeit der sogenannte innere Beobachter, der nichts anderes tut, als den ständigen Wandel in Geist und Körper des Praktizierenden sofort wahrzunehmen. Ohne einzugreifen. Ohne zu urteilen. Ohne zu analysieren. Ohne zu erklären. Ohne zu rechtfertigen.

Die Dinge loszulassen bedeutet nicht, sie loszuwerden.
Sie loslassen bedeutet, dass man sie sein lässt. – Jack Kornfield

Es geht in der Achtsamkeits-Meditation ausschließlich darum, festzustellen, dass dort der Strom des Veränderlichen fließt - und hier derjenige ist, der diesem Kommen und Gehen zurückgelehnt zuschaut. Dadurch tauchen wir in eine sehr besondere Art der Ruhe ein:

Der Kopf ist vielleicht noch weiter unruhig. Da jagen sich die Gedanken weiter hin und her. Aber tief unten ist es still. Da kann ich mich fallen lassen. Ken Wilber vergleicht die Meditation mit dem Eintauchen in das Meer. Oben ist das Meer unruhig. Da gehen die Wellen und Wogen hin und her. Aber je tiefer wir nach unten tauchen, desto ruhiger wird es. Meditation ist das Eintauchen in die innere Ruhe, die auf dem Grund unseres Herzens in uns verborgen ist. Die Redewendung 'zur Ruhe kommen' meint ja, dass die Ruhe schon da ist, dass wir sie nicht erst herstellen müssen. Sie ist in uns als ein Raum, zu dem wir hinkommen dürfen.
– Anselm Grün

Dies ist der Raum, in dem der innere Beobachter zuhause ist.