Shiatsu (japanisch für: Finger-Druck) ist eine Form der Körper- und Energiearbeit, die sich in Japan aus einer Synthese der traditionellen chinesischen Massage (anmo), geistigen Zentrierungstechniken und westlichen Ansätzen der Körpertherapie und Psychologie entwickelt hat.Es ist ein in sich geschlossenes System der Heilung durch Berührung, das sich eng an die Grundprinzipien der östlichen Medizin anlehnt.
Shiatsu – Was ist das eigentlich ?
Es gibt verschiedene Shiatsu-Schulen. Ich beziehe mich in diesem Text vorwiegend auf den Weg, der meiner Arbeit zugrunde liegt, genannt Zen-Shiatsu nach Shisuto Masunaga (1925-1981). Shiatsu (japanisch für: Finger-Druck) ist eine Form der Körper- und Energiearbeit, die sich in Japan aus einer Synthese der traditionellen chinesischen Massage (anmo), geistigen Zentrierungstechniken und westlichen Ansätzen der Körpertherapie und Psychologie entwickelt hat.
Es ist ein in sich geschlossenes System der Heilung durch Berührung, das sich eng an die Grundprinzipien der östlichen Medizin anlehnt. Als theoretische Basis dient v.a. die Energetik-Lehre der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Wie auch in der Akupunktur wird in einer Shiatsu-Behandlung großenteils entlang des Verlaufes von Energieleitbahnen (Meridianen) gearbeitet. Der wesentlichste Unterschied zur Akupunktur besteht darin, dass anstelle von Nadeln mit den Daumen, den flachen, sich abstützenden Händen, und manchmal mit den Ellenbogen, Füßen oder Knien behandelt wird. Das kann sich sehr zart oder satt und kräftig, mal dynamisch, mal ganz ruhig, äußerst feinstofflich oder deutlich physisch abspielen – je nachdem, was der Mensch und die Situation gerade erfordert.
Vor jeder professionellen Shiatsu-Behandlung steht zunächst die mentale Einstimmung und Entspannung der Therapeutin: Eine Art kurzer Meditation, die mir ermöglichet, meine eigenen, privaten Gedanken und Gefühle während der Behandlung in den Hintergrund treten zu lassen. Der Anfangstermin beinhaltet neben dem ersten Kennenlernen eine Anamnese (systematische Befragung) des zu behandelnden Menschen im Sinne der Chinesischen Medizin. Sie dient dazu, seine angeborene Konstitution, den geistigen und emotionalen Zustand, die Ernährungssituation, beeinflussende Umweltfaktoren, körperliche wie seelische Traumata und die chronischen und akuten Symptome zu erfassen und einzuschätzen. Ergänzende Gespräche vor und nach den weiteren Behandlungen sind wichtig und die Regel. Das wirklich Wichtige findet jedoch nonverbal statt. Nach dem Gespräch - oder bei Menschen, die nicht gerne sprechen gelegentlich auch als erstes – mache ich eine körperliche Untersuchung, bei der die bewährten diagnostischen Methoden der fernöstlichen Medizin zum Tragen kommen: Pulsdiagnose, Zungendiagnose, Palpation von Bauch- und Rückenzonen, sowie Gesichts-, Geruchs-, Bewegungs-, Stimmdiagnostik u.a. Am häufigsten kommt bei mir die sogenannte Hara (japan.: Bauch) - Diagnose zur Anwendung: Beim Abtasten bestimmter Bauchzonen z.B. erfahre ich wertvolle Eindrücke über die energetische Situation des Menschen, der sich mir anvertraut.
So versuche ich, ein immer weiter zu verfeinerndes Gespür für den Patienten zu bekommen, das die aktuellen bzw. chronischen Beschwerden in ihrem Gesamtzusammenhang erfasst, und der individuell abgestimmten Behandlung den
Weg weist. Ich teste mittels Diagnose und mehr noch intuitiv aus, auf welcher "Wellenlänge" die jeweils zu behandelnde Person empfangsbereit ist und gebe daraufhin ein Angebot an ersten Anstößen mittels achtsamer Berührung. Die weitere Behandlung entwickelt sich absichtslos aus dem, was sich unter meinen Händen entfaltet: Die Reaktionen auf meine Berührungen, die Entspannung, die Bilder, die Erinnerungen, die Gefühle, die Veränderungen kommen aus dem behandelten Menschen selbst.
Für das westlich geprägte Verständnis werden während einer Shiatsubehandlung mit gezielten punktuellen oder flächigen Berührungen, Rotationen, Dehnungen und anderen Techniken muskuläre Verspannungen gelöst mit dem Ziel der freieren Beweglichkeit. Gleichzeitig wird das autonome Nervensystem beeinflußt, was zur Folge hat, dass die Atmung des Patienten sich vertieft, die Stoffwechselfunktionen sowie die Blut- und Lymphzirkulation sich verbessern und das Immunsystem sich langfristig stabilisiert. Im Gegensatz dazu geht es, wie ich später noch etwas genauer beschreiben werde, energetisch betrachtet z.B. um Entstauen, Entknoten, Lösen, Halten, Beleben, zurück in den Körper bringen, öffnen und unterstützen. Der Patient bzw. die Patientin gleitet während der Behandlung vom meist vorliegenden Zustand der Angespanntheit, des allgemeinen Überfordertseins, der Nervosität und hektischen Betriebsamkeit oder auch der Niedergeschlagenheit und Verletztheit in einen im Allgemeinen als sehr wohltuend empfundenen Zustand der inneren Ruhe und der tiefen Entspannung. Sie/er kann oftmals mit wachsendem Vertrauen in die Situation ein nicht sexuell gefärbtes, nicht-abhängiges Sich-Öffnen- und Weichwerden-Dürfen erleben, was Viele im alltäglichen Leben gar nicht gewöhnt sind.
Im Verlauf einer Serie von Shiatsubehandlungen kommt es in der Regel zu einem bewussteren Zugang der Patientin/des Patienten zum eigenen Körper, zur derzeitigen seelischen Befindlichkeit, zu den ganz eigenen Rhythmen, aber auch zur ganz eigenen Fähigkeit, dem Leben flexibel und interessiert begegnen zu können.
Shiatsu hat sich einerseits als Prophylaxe und aufmerksame Wegbegleitung im Alltag sehr bewährt, andererseits besagt die Erfahrung, dass vielerlei körperliche und seelische Symptome wie die unterschiedlichsten Rücken- und Wirbelsäulenbeschwerden, Gelenkbeschwerden, Menstruationsprobleme, Schlafstörungen, Migräne, Tinnitus, Spannungskopfschmerzen, Überdrehtheit, Sich-nicht-bei sich-fühlen, depressive Verstimmungen, Mattigkeit, Lustlosigkeit,
Magenbeschwerden und Verdauungsprobleme, um nur einige der gängigsten Indikationen zu nennen, sehr gut auf Shiatsu ansprechen. In schwerwiegenderen Fällen ist Shiatsu eine sinnvolle Ergänzung zu anderen naturheilkundlichen wie auch zu schulmedizinischen und/oder psychotherapeutischen Verfahren.
Es gibt keine Altersgrenze nach oben oder unten für PatientInnen.
Kontraindikationen für ein dynamisches, die Energie des Patienten bewegendes Shiatsu sind meiner Erfahrung nach: Extreme Schwächezustände des Patienten (denn Energie kann nur dort bewegt werden, wo überhaupt welche vorhanden ist), Fieber, akute stärkere Infektionen und Entzündungen (da durch die Bewegung der Energie sich innere Hitzezustände u.U. noch verstärken können), offene Wunden, frische Frakturen, Zerrungen und Bänderrisse (jeweils lokal) und extreme geistige Verwirrtheit. In solchen Fällen Arbeite ich gerne mit sehr sanften, mehr einladenden als bewegenden Berührungen und mit Handauflegen, um die geschwächte Lebensenergie zu nähren, und den Organismus und die Seele des Patienten nicht zu überfordern. (Stark erkältete Patienten/Patienten mit akuten grippalen Infekten bitte ich, die Shiatsubehandlung abzusagen. Muße, häusliche Ruhe/Bettruhe, viel Trinken und leichte Kost ist das, was Sie jetzt wirklich brauchen - und die anderen Patienten und ich sind dankbar, wenn der Infekt mich nicht auch erwischt.)
Normalerweise dauert eine einzelne Behandlung zwischen 30 und 60 Minuten (reine Behandlungszeit). In Einzelfällen kann es jedoch sinnvoll sein, die Behandlungsdauer herabzusetzen.
Shiatsu findet in der Regel in bequemer Kleidung auf einer Matte am Boden statt, kann aber, wenn die Situation es erfordert, auch im Sitzen gegeben werden. Eine Behandlung im Krankenbett ist grundsätzlich möglich, schränkt aber die Auswahl an Techniken ein. Gleichwohl kann sie so effektiv sein wie eine Behandlung auf der Matte.